Ende der er-Jahre waren es die Nacktbilder und das Paarungsverhalten der Kommune 1-Bewohner, die medienwirksam gegen die Monogamie und die damals gängige Sexualmoral rebellierten. Heute sind es die "Feuchtgebiete" in der Literatur oder die im Internet verkehrenden Vertreter der sogenannten "Generation Porno", die die Schamgrenzen ausloten oder gar überschreiten. Ist die Geschichte also eine Geschichte der fortschreitenden Enthemmung? Ihr Anlass trennt einzelne Menschen, ganze Epochen und Gesellschaften voneinander, Dieser Wandel nährt den stets naheliegenden Verdacht, die jeweils eigene Epoche sei besonders schamlos," schreibt der Journalist, Autor und Präsident der Freien Akademie der Künste in Hamburg, Ulrich Greiner in seinem Buch "Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur". Aber immer sei es das zweifelhafte Privileg der Älteren gewesen, den Verfall der Sitten wahrzunehmen. Die Entstehung neuer Sitten zu erkennen, sei weitaus schwieriger. Genau darum bemüht sich rückblickend die Bonner Ausstellung "Schamlos? Sexualmoral im Wandel". Sie greift beispielhaft die langfristigen Entwicklungslinien von bis heute auf, Sex Früher Vs Heute Vorgeschichte und Nachwirkungen der 68er-Generation. Kornelia Lobmeier, Historikerin am Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig und Kuratorin der Ausstellung:. Tatsächlich aber ist auch hier wieder der Unterschied zwischen dem Propagierten und der gelebten Praxis. Abtreibung ist verboten und ein Kind ohne Ehemann eine Schande. Kontakte hatten, das wird auch in Umfragen des Allensbach Instituts in den 50er- und er Jahren immer wieder deutlich. Strafen für Abtreibungen und Kuppelei. Die lag Schätzungen zufolge bei einer halben Million pro Jahr - und rund Aber anders als in der Bundesrepublik zum Beispiel war es kein Ergebnis einer langen gesellschaftlichen Diskussion und Forderung von Frauenverbänden und der sogenannten neuen Frauenbewegung wie in der BRD, sondern da kam es relativ unerwartet und als Gesetzvorschlag in die Volkskammer ein. Interessant ist auch, dass es das einzige Gesetz während der SED-Diktatur war, wo es bei der Volkskammerabstimmung auch Gegenstimmen gab. Sex Früher Vs Heute der Zeit war im Westen der Republik nicht nur der Schwangerschaftsabbruch noch strafbar, auch wer nicht verheirateten Paaren Obhut gab, bekam Probleme:. In Gottes freier Natur ist es dann mal passiert. Zu der Zeit gibt es noch den Kuppelei-Paragrafen. Und hinter Glas sieht man den Strafbefehl gegen eine Wirtin, die einem unverheirateten Paar die Übernachtung ermöglicht hatte. Bis war Kuppelei strafbar und wurde mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren bestraft. Es ist nicht das einzige Gesetz, über das man in der Ausstellung staunt, auch die Schubkästen, die einzelne Klischees und Begriffe aufgreifen, bringen Erhellendes zutage - etwa über das sogenannte Kranzgeld:. So eine Art Entschädigung für die verlorene Unschuld, das nannte man Kranzgeld. Das konnte man bis einklagen in der BRD, in der DDR war er schon in den 50er Jahren aufgehoben worden dieser Paragraf und es hat auch den Namen daher, dass der Myrtenkranz bei der Hochzeit ja auch die Unschuld anzeigen sollte. Und eine Braut, die die Unschuld verloren hatte, die galt ja als minderwertig. Und dafür hatte sie einen Anspruch auf Wertausgleich. Auswüchse eines florierenden Erotikmarktes findet man in der Ausstellungsabteilung "Sex sells". Und es ist eben tatsächlich so, dass in den 70er-Jahren das enorm zunahm, nackte Haut zu zeigen. Und das waren nicht nur die vermeintlichen Schmuddelzeitschriften, die dann bekannt wurden, sondern es sind Sex Früher Vs Heute vermeintlich seriöse Zeitschriften wie der "Spiegel", "Stern" oder "Konkret", die mit solchen Titeln aufmachten. Und dieses Titelbild vom Spiegel von das mussten wir abdecken, weil wir das heute so einfach nicht mehr zeigen können. Unter der Überschrift "Die verkauften Lolitas" posiert eine Jährige mit gespreizten Beinen, bekleidet nur mit halterlosen Strümpfen. Das Titelbild missachtet aus heutiger Sicht das Selbstbestimmungsrecht und die Würde des Kindes. Im Zusammenhang mit der sexuellen Freizügigkeit, die die 68er-Generation propagierte, spricht Ulrich Greiner auch von einer "Schamvernichtungskampagne". Mit ihrer verlogenen Doppelmoral, die Sexualität ganz allgemein tabuisierte, Homosexualität und voreheliche Beziehungen unter Strafe stellte, heimlich aber Seitensprung, Missbrauch und Vergewaltigung praktizierte, hatte diese bürgerliche Kultur, so glaubte man, das Recht verwirkt, die freie, natürliche Entfaltung der Individuen noch länger zu behindern: durch leere Rituale, strafbewehrte Verhaltensregeln, sinnlose Kleidervorschriften. Einen breiten Raum in der Bonner Ausstellung nimmt der gesellschaftliche Umgang mit der Homosexualität ein. Während Frauen die Frauen liebten nichts zu befürchten hatten, sah das für schwule Männer ganz anders aus:. Dass das Private immer auch politisch ist, das zeigt die Ausstellung anhand zahlreicher Exponate und auch wie tief greifend sich Geschlechterbeziehungen und Sexualmoral gewandelt haben. Die Kuratorin, Dr. Kornelia Lobmeier kommt zu dem Schluss:. Es gibt sicherlich inzwischen eine Vielzahl von Lebensentwürfen, die gelebt werden können und auch akzeptiert sind weitestgehend. Das Bewusstsein aber auch, dass jeder Mensch ein Recht hat auf ein selbstbestimmtes Leben und ein Recht auch auf sein eigenes Schamgefühl, das ist sicherlich auch eine wichtige Erkenntnis. Die Ausstellung "Schamlos?
Jugendsexualität - Veränderungen in den letzten Jahrzehnten
Wie wir früher Sex hatten - SZ Magazin Daran beteiligt waren unter anderem Aufklärer wie Oswald. In der guten alten Urzeit lief die Verständigung zwischen den Geschlechtern. Mit der sexuellen Revolution brach auch das Tabu der sexuellen Aufklärung. Wissenschaftler erklären, warum Männer und Frauen so oft aneinander vorbeilieben. Junge Menschen haben heute weniger Sex als früher ihre ElternPsychologin Nele Sehrt sagt, für Jugendliche sei das Beste, sich Zeit zu nehmen und das erste Mal Sex nicht zu früh zu haben. Sexuelle Treue ist von der Evolution bei den meisten Säugetieren genetisch nicht vorgesehen. Als Mittel nennen gut 70 Prozent der Mädchen und gut 50 Prozent der Jungen die "Pille", fast 40 Prozent der Mädchen und fast 60 Prozent der Jungen das Kondom. Beides ist eine Folge jahrtausendealter Prägungen. Man kann annehmen, dass es sich auch in Sachen Sex entsprechend neu verdrahtet, wenn sich Mann und Frau häufig genug offen begegnen und vorurteilsfreier lieben können.
Falls du heute noch Sex hast — in welcher Stellung? Redaktionellen Fehler melden Technisches Problem melden. Aktuelle Nachrichten. Seine Gene, ihre Gene — zwei unterschiedliche Programme. Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren. Das menschliche Gehirn ist plastisch und hat noch längst nicht ausgelernt. Die lag Schätzungen zufolge bei einer halben Million pro Jahr - und rund Gabriela Kirschbaum ist seit 18 Jahren als Sexualtherapeutin tätig. Wie sieht es nun heute aus? Sie entscheiden heute häufiger, was in sexuellen Beziehungen erlaubt ist. Volkmar Sigusch Institut für Sexualwissenschaft Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie ging in den letzten Jahrzehnten mit dem Abbau von Sexualverboten und der Egalisierung der Geschlechter einher. Das habe Leon verunsichert. Hier entsteht Begehren, hier werden Lust- Empfindungen verarbeitet und un- befriedigende Erlebnisse mit dem anderen Geschlecht gespeichert. Bei allen Paaren ist es ja so, dass die Partner nie gleichzeitig gleich viel Lust aufbringen können. Früher machte beinahe jeder fünfte Junge derartige Erfahrungen, heute sind es nur noch zwei Prozent. Unter der Überschrift "Die verkauften Lolitas" posiert eine Jährige mit gespreizten Beinen, bekleidet nur mit halterlosen Strümpfen. Schmidt G Hg. Die sexuelle Initiative geht heute deutlich seltener vom Jungen und deutlich häufiger vom Mädchen aus. Typische Liebes-Situation: Der Orgasmus ebbt gerade aus, die Frau fühlt sich von Zärtlichkeit überschwemmt wie von einer mächtigen Sturmflut, möchte umarmt werden und »nachbeben«. Gab es das Bedürfnis nach Sexualtherapie damals noch nicht? Denn die Szene zeigte mir etwas, das ich immer wieder wahrnehme: Es ist heute das Normalste der Welt, dass junge Frauen Sex haben. Mann und Frau müssen wissen: Manchmal ein Herz und eine Seele — aber immer zwei Gehirne! Aber die Leistungsorientierung ist bei Frau und Mann grösser geworden in den letzten Jahrzehnten. Insbesondere junge Leute sehen sich heute mit einer anspruchsvollen Erwartungshaltung konfrontiert. Warum auch nicht? In ihrer Praxis im aargauischen Brugg berät sie Paare und Einzelpersonen in sexuellen Fragen. Es entstehen also Rollenbilder, die nur bedingt die Realität widerspiegeln: Frauen werden beispielsweise häufig als diejenigen gesehen, die weniger Lust auf Sex haben und Männer als die, die gar nicht genug davon bekommen können. Was gewisse Männer vielleicht auch nicht wissen: Einige Frauen können durch reine Penetration ja gar nicht zum Orgasmus kommen. Der Wegfall der Verbote und die Annäherung der Geschlechter haben der homophilen Jugendphase, die einst von den Dichtern besungen worden ist, den Garaus gemacht. Jungen erleben die Pubertät nicht mehr wie früher als den unbeherrschbaren Einbruch des Sexualtriebes.